Christbaumschmuck, Waldglas und Glasmurmel - alles kommt aus Lauscha

Weihnachtliches UNESCO immaterielles Kulturerbe aus dem Thüringer Wald

Bei uns in Deutschland, genauer gesagt im Thüringer Wald, liegt der offizielle Geburtsort des gläsernen Christbaumschmucks: Lauscha. Die Kleinstadt blickt auf eine jahrhundertelange Glasgeschichte mit vielen Erfolgen zurück. Einer der aktuellsten Erfolge: seit März 2021 zählt die Herstellung von mundgeblasenem gläsernen Lauschaer Christbaumschmuck zum UNESCO immateriellen Kulturerbe Deutschlands.

Für jene, die Christbaumschmuck nicht so spannend finden (schön, dass Sie trotzdem hier sind), seien hier noch zwei weitere bemerkenswerte Erfolge aus Lauscha genannt: die Erfindung der Glasmurmel, für die gleich eine ganze Glasfabrik erbaut wurde. Und Ludwig Müller-Uri hat 1835 das künstliche Menschenauge aus Glas in seiner modernen Form erfunden.

Glastradition seit über 400 Jahren

Ob Auge, Murmel, Christbaumschmuck, Gläser, Vasen, Kunstobjekte oder Industrieglas: Lauscha ist schon seit über 400 Jahren eine Glasstadt. Herzog Johann Casimir zu Sachsen-Coburg erteilte den Glasmachern Hans Greiner und Christoph Müller 1597 die Konzession für eine Glashütte. Es entstand die erste Waldglashütte. Ein hoher Eisenanteil im Glas verlieh dem ersten Glas damals eine leicht grünliche Färbung, und der Schmelzprozess über dem Holzfeuer führte zu vielen eingeschlossenen Luftbläschen. So entstand das Thüringer Waldglas, das noch heute in Lauscha hergestellt wird.

bunt gemusterte Glasmurmeln aus Lauscha

Warum das Waldglas Waldglas heißt?

Nicht wegen seiner grünen Farbe. Damals wurde Glas tatsächlich im Wald gefertigt. Die Glashütten wurden im Wald errichtet. Denn schließlich benötigten die Glasmacher Holz. Holz für Werkzeuge und Formen, Holz für den Bau der Glashütten – und natürlich Holz für das Feuer.
Als Mitte des 18. Jahrhunderts die Lampenglasbläserei nach Lauscha kam, eröffneten sich neue Fertigungsmöglichkeiten. Denn mit der sogenannten Lampe, dem Brenner, kann man die feinen, kleinen Glassachen machen.

Glashüttenarbeit von Hand – noch heute

1853 gründete Elias Greiner Vetter’s Sohn seine eigene Glashütte, die Farbglashütte Lauscha. Er war derjenige, der die Glasmurmeln erfunden hatte und eigens eine Glasfabrik dafür baute. Noch heute gibt es diese Glasfabrik als Elias Glashütte in Lauscha – eine der bedeutendsten manuell fertigenden Glashütten in der Region.

In Lauscha werden verschiedene Handwerkskünste rund ums Glas ausgeübt. Eine davon ist das Hohlblasen. Dafür entnimmt die Glasbläserin oder der Glasbläser mit einer Glasmacherpfeife mehrmals flüssiges Glas aus dem sogenannten Hafenofen und bläst dieses mit einem ca. 1,5 Meter langes Eisenrohr, der Glasmacherpfeife, in eine Form. Das Glas wird anschließend gekühlt und meist noch veredelt.

Die Glaskünstlerinnen und -künstler am Ofen, die sogenannten Glasmacherinnen und -macher, arbeiten auch frei. Dafür wird das heiße, zähflüssige Glas auch mit einer Glasmacherpfeife aus dem Ofen entnommen und durch Drehen, Blasen oder gezielte Kühlung und mit speziellen Werkzeugen verarbeitet. Das Resultat sind faszinierende, einzigartige Glasobjekte.

Auch das „Ziehen“ ist eine Glaskunst. Meist nachts wird der Hafenofen auf bis zu 1500 Grad erhitzt und schmilzt das Glas. Am Tag werden in spektakulärer Handarbeit Farbglasstangen und -röhren für die Lampenglasbläserinnen und -bläser aus der Glasschmelze gezogen. Bis zu 275 verschiedene Farben in unterschiedlichen Transparenzstufen werden so gefertigt.

Ein Blick in die Produktion: echte Handarbeit

Das Herzstück: die Christbaumkugel aus Glas

Im Mittelpunkt steht in Lauscha nach wie vor die Christbaumkugel. Sie hat es zu internationalem Ruhm geschafft und ist ein ganz besonderes Kulturgut Deutschlands. Die Geschichte des Christbaums geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Damals wurden die Weihnachtsbäume noch mit Nüssen und Äpfeln geschmückt – wie es ja auch in den alten Weihnachtsliedern gesungen wird.

Den gläsernen Christbaumschmuck gibt es seit Mitte des 19. Jahrhunderts. In Lauscha entstanden die ersten bunt bemalten Früchte und Nüsse aus Glas, die den Weihnachtsbaum zierten. Schon bald wurde daraus die traditionelle Kugel, die von innen verspiegelt und von außen gelackt, bemalt und verziert wurde. Schon ab 1870 war die Christbaumschmuckherstellung in Lauscha ein blühendes Geschäft. Bis 1900 war dann nahezu die gesamte, uns bekannte Vielfalt an Weihnachtsschmuck entstanden.

Für die Herstellung wird auch heute noch das Glas als Rohling über der Flamme langsam erhitzt. Die Kugel wird dann durch gleichmäßiges und ständiges Drehen und Aufblasen geformt. Anschließend wird die transparente Kugel von innen mit einer Silbernitratlösung beschichtet. So entsteht der schöne Glanz der Kugel. Nun ist sie bereit für das Verzieren. Die Weihnachtskugel wird händisch lackiert und bemalt und dekoriert. Zu guter Letzt wird sie abgeschnitten und erhält noch ihren kleinen Aufhänger, das Krönchen. Nun ist sie bereit für ihren dekorativen Einsatz am Christbaum – oder an vielen anderen Orten, wo sie Menschen Freude macht.

Christbaumkugel weiß, mit goldenen Winterwald und Kirche

alle Fotos in diesem Artikel:
© Farbglashütte Lauscha/Thür. GmbH

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